Sein großes Ziel ist es, anhand seiner Lebensgeschichte vor Antisemitismus und Rechtsextremismus zu warnen, den er in seiner schlimmsten Ausprägung als Kind in der NS-Zeit erleben muss. Wie bereits vor einem Jahr war der Holocaust-Überlebende Ivar Buterfas-Frankenthal mit seiner Frau zu Gast in der Aula der Cäci und sprach vor insgesamt etwa 500 Schülerinnen und Schülern, der Großteil davon von der Helene-Lange-Schule, die das Ehepaar eingeladen hatte und mit der Cäci zusammenarbeitete.
Der 90-Jährige warb in seinem etwa einstündigen Vortrag über seine Kindheit für den Einsatz für die Demokratie und Toleranz unter den Menschen gleich welchen Glaubens. Seine Schilderungen von antisemitischen Erlebnissen und von Flucht und Verstecken vor den Nazis anhand seiner Familiengeschichte beeindruckte alle Anwesenden sichtlich, unterstützt wurde Buterfas-Frankenthal stets von seiner Frau, die er als Stütze seines Lebens, ohne die er seine Kindheitserlebnisse nicht hätte verarbeiten können, bezeichnete. Sie präsentierte Bildmaterial zur Illustration und soufflierte im Bedarfsfall. Diese sichtbare Einheit zweiter Menschen berührte die Schülerinnen und Schüler zusätzlich, begegnete ihnen doch auch in diesen Gesten ein Mensch, den seine schrecklichen Erlebnisse nicht verbittert haben und der trotz allem nach dem Krieg in Deutschland geblieben ist, auch wenn ihn besonders in letzter Zeit wieder widerliche antisemitische Botschaften und Todesdrohungen erreichen, weshalb er bereits phasenweise unter Polizeischutz gestanden hat.
Als Beispiel für einen aktiven Kämpfer gegen Antisemitismus und Vertreter der kleiner werdenden Gruppe der Zeitzeugen hat diese Veranstaltung ein Fernsehteam der ARD begleitet, in der Sendung „Kontraste“ wird man im Januar einen Beitrag über Ivar Buterfas-Frankenthal in Oldenburg sehen können.
Nach seinem Vortrag ermutigte Buterfas-Frankenthal seine Zuhörerschaft zu Fragen und verdeutlichte sehr klar die Chance dieser Situation: „Fragt jetzt, nach mir kommt keiner mehr.“ Tatsächlich könnten die jetzigen Klassen 10 der Cäci, die an der Veranstaltung teilnehmen konnten, quasi die letzten unserer Schülerinnen und Schüler sein, die einen Holocaust-Überlebenden und Zeitzeugen persönlich erlebt haben. Waren in früheren Jahren beispielsweise Erna de Vries und „Hitlerjunge Salomo“ Sally Perel in der Cäci zu Gast und hinterließen mit ihren Erlebnissen bei den Jugendlichen einen tiefen Eindruck, so sind diese beiden mahnenden Stimmen mittlerweile verstummt: Erna de Vries verstarb bereits 2021, Sally Perel im Februar 2023. Um es nicht zu einem endgültigen Abschied werden zu lassen, denken wir uns in sprachlicher Anlehnung an den Wunsch „Nächstes Jahr in Jerusalem!“, wie es zum Schluss des jüdischen Seder-Abends heißt, hoffentlich noch einmal „Nächstes Jahr in Oldenburg!“.
Text: Gb, Foto(s): Gb



